35 Jahre AWO Ortsverein
Soziale Verantwortung mit Herz für Strausberg
Uwe Prinz blickt auf ein bewegtes AWO-Leben zurück. 1991 wurde er von Marianne Japke, katholische Schwester und Leiterin der Sozialstation, für die AWO gewonnen, die sich ein Jahr zuvor in Strausberg gegründet hatte. Schon der Beginn war ungewöhnlich: Jens Sell kam als Lokalredakteur zur Gründungsversammlung – und wurde prompt das siebte Gründungsmitglied. Er übernahm 35 Jahre lang Verantwortung im Vorstand, davon 15 Jahre als Stellvertreter neben Uwe Prinz und zehn Jahre als Vorsitzender. Prinz selbst war 15 Jahre als Vorsitzender und anschließend sieben Jahre geschäftsführend tätig. Blickt er auf deine Erlebnisse innerhalb der AWO Strausberg, erkennt er einen roten Faden: Gemeinsam soziale Verantwortung übernehmen.
Dass ein Ortsverein Träger sozialer Einrichtungen ist, ist in der Bundesrepublik selten. Die Gründung der Sozialstation war für die AWO Strausberg folgerichtig. 1992 wurde der Trabant der Stadtverwaltung vom ersten gestifteten „Westauto“ abgelöst. Bald machte sich die Station einen Namen und wuchs auf 13 Fahrzeuge und 20 Mitarbeitende an. Ein prägendes Erlebnis war der Besuch der Sozialministerin Regine Hildebrandt, die durch ihre Bodenständigkeit, Herzlichkeit und Nähe zu den Menschen begeisterte. Ihr gemessener Blutdruck sorgte bei den Schwestern für Stirnrunzeln, sie gelobte lachend Besserung.
Von 1992 bis 2018 engagierte sich Prinz, neben seinem Hauptjob im Bezirksverband der AWO Brandenburg Ost e.V., mit viel Herz für die AWO-Tours Kinder- und Jugendreisen. In dieser Zeit begleiteten 400 Betreuer*innen 10.000 Ferienkinder. Junge Menschen zu fördern, war stets Anspruch der AWO. 2015 übernahm Prinz den hauptamtlichen geschäftsführenden Vorstand bis zu seiner Rente 2022 und führte unter anderem innerhalb von TEAMWORK erlebnispädagogische Fortbildungen und Teamtrainings mit zahlreichen Schulklassen durch.
Im Jahr 2000 übernahm der Verein die Trägerschaft des Kinderheims – eine spontane Entscheidung, für die der Vorstand nur 24 Stunden Zeit hatte und die mit einer großen ehrenamtlichen Verantwortung einherging. Dies gelang nur dank des hohen Engagements von Frau Hartung innerhalb der Sozialstation und Frau Strohbach innerhalb des Kinderheims. Für Prinz waren es stets Menschen mit sozialer Haltung, die über das eigene ICH hinaus den Verein voranbrachten.
Von Anfang an kümmerte sich der Ortsverein mit Frau Schulz und später Frau Krause um ältere Menschen, organisierte Veranstaltungen und Reisen für die damals 200 Mitglieder. Auch internationale Kontakte waren der AWO wichtig, etwa deutsch-polnische und internationale Jugend- und Seniorenbegegnungen.
In all den Jahren engagierte sich die AWO sozialpolitisch in diversen Beiräten, der LIGA der Wohlfahrtsverbände und Fachausschüssen. Unvergessen bleiben Projekte wie der Tag der sozialen Verbände im Kulturpark 1993 mit dem längsten Apfelstrudel unseres Partners aus Österreich, der Festumzug zur 775-Jahr-Feier Strausbergs 2015 mit einem geschichtlichen Beitrag und die Betreuung von Tschernobyl-Kindern im AWO Kinderkurheim 1992. Die soziale Hilfe im Erdbebengebiet Gölcük (Türkei) 1999, bei der gemeinsam mit deutschen, polnischen und türkischen Jugendlichen ein Spielplatz und Ehrenhain entstand, bleibt tief in Erinnerung. Solidarität, Engagement und Fachlichkeit sind für die AWO selbstverständlich – geprägt durch eine Begeisterung für soziale Werte.
Heute berät Uwe Prinz den Vorstand, ist gelegentlich in Schulprojekten aktiv und wurde im Oktober zum stellvertretenden Vorsitzenden des AWO Bezirksverbandes Brandenburg Ost e.V. gewählt. Ganz loslassen kann und will er noch nicht. Seine Wünsche: mehr engagierte Menschen für die Demokratie, mehr Wertschätzung gegenüber sozialen Leistungen, eine Kultur der Kommunikation ohne Hass und Gewalt – sowie eine AWO, die nicht durch Skandale auffällt, sondern die ambitionierte Arbeit der Mitarbeiter*innen sichtbar macht. Sein Dank gilt allen Ehrenamtlichen, Unterstützer*innen in Verwaltung und Kommunalvertretung sowie den Stadtwerken und der Strausberger Wohnungsbaugesellschaft für die langjährige Sponsorschaft. Positive Entwicklungen gelangen immer nur gemeinsam.
